Ich brauche doch gar kein Glasfaser

Mehrfach habe ich mittlerweile die Aussage hören dürfen „Ich brauche doch gar kein Glasfaser, mir reicht das, was ich habe“.

Auch höre ich das von Menschen, die deutlich jünger sind als ich, also unter 50. Speziell diesen möchte ich an dieser Stelle ein paar Denkanstöße mit auf den Weg geben:

Vielleicht das mag für euch jetzt noch stimmen.
Ich selbst brauche es jetzt, da ich mit nur 3 MBit bandbreiten-mässig extrem unterversorgt bin und mir bei jedem größeren Download vorher überlege, was schneller geht: Der Download über meine lahme Leitung, oder ins Auto setzen, nach Idstein zum P & R Parkplatz (weil dort 4G-Empfang!) fahren und den Download, den ich jetzt brauche übers Mobilnetz durchzuführen.

Ihr braucht es jetzt noch nicht!
Dass sich der Fortschritt nicht aufhalten lässt, ist aber unbestritten.
Da sollten sich wohl alle Parteien einig sein, auch eventuelle IT-Worker, die sicherlich in ihrem Fachbereich über eine entsprechende Expertise verfügen, aber anscheinend Angst haben, auf einen bereits rollenden Zug auf zu springen.

Apropos rollender Zug:
Ist es eine Angst in den Glasfaser- Zug einzusteigen, solange er noch steht?
Mindestens ein mal im Jahr begeben sich viele unter uns in einen schlecht gewarteten Billigflieger und setzen voraus, dass sie lebendig und unverletzt wieder am Boden ankommen; Für die Hünstetter hat das bisher, soweit ich das beurteilen kann, ja glücklicherweise geklappt. Wir steigen in schlecht gewartete Züge und sehen es als selbstverständlich an, dass wir unbeschadet am Ziel ankommen!
Bei einer Sache, die nicht Existenziell bedrohlich ist, die in keinem Fall das Potential hat lebensgefährlich zu sein, sondern das Leben eher angenehmer macht, sind wir jedoch extrem kritisch. Mobilfunkverträge werden leichtfertig in überteuerter Höhe unterzeichnet, weil es ein Top-Smartphone für angeblich nur 1€ Zuzahlung gibt, das man nach 2 Jahren wieder ausmustert um den nächsten überteuerten Vertrag abzuschließen. Bei der Glasfaser sind aber plötzlich Bedenken präsent, man könne über Nacht ohne Telefon und Internet da stehen. Wenn man den Ablauf jedoch ein mal verstanden hat weiß man, dass dem nicht so ist!

Uns allen dürfte nicht entgangen sein, dass die Geschwindigkeit mit der sich die von uns genutzte Technologie weiterentwickelt, im Vergleich zu den vorherigen Jahrzehnten, nahezu exponentiell gesteigert hat. Heute können wir uns, zumindest im geschäftlichen Umfeld, z.B. das Smartphone nicht mehr weg denken. Noch vor 13 Jahren hatte niemand einen leistungsstarken Mini-Computer in der Tasche. Zwar gab es einige Ansätze, deren Preise jedoch die damaligen Normalnutzer vom Kauf abhielten. Erst ab 2007 als das erste IPhone mit einem attraktiven Design auf den Markt kam, nahm dieser Zug richtig Fahrt auf: Heute tragen die meisten von uns ein Gerät mit sich herum, das im Jahr 2000 mit dieser Leistungsfähigkeit noch nicht einmal in einen Reisekoffer gepasst hätte.

Henry Ford sagte:
„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“
(Quelle: https://www.henry-ford.net/deutsch/zitate.html)
Was er den Menschen gab ist uns allen bekannt. Von damals zu heute hat sich in einem Punkt nichts geändert: Fortschritt entwickelt sich aus den Möglichkeiten, nicht zwingend aus dem jetzigen Bedarf.

Das Thema „brauchen/nicht brauchen“ auf den Punkt gebracht:
Mit der jetzigen Ausbausituation, also dass die Telekom quasi gerade erst gestern 50, 100 und 250 MBit (für einzelne) ermöglicht hat, wird die nächste Ausbaustufe gut 10 bis 15 Jahre auf sich warten lassen. Das ist das, was wir aus der Vergangenheit kennen und in Presseberichten von Fachjournalisten prognostiziert wird. Dann warten wir einfach 10-15 Jahre! Die meisten haben ja schon DSL50 und schneller. (Ob sie die Bandbreite bekommen, die sie bezahlen und ggf. auch brauchen, ist es schon wert einen weiteren Artikel zu verfassen!) Jetzt kommt wieder die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts ins Spiel: Von Jahr zu Jahr steigt der Bandbreiten-Bedarf vom uns kaum bemerkt so schnell an, dass ein „Warten auf die Telekom“ sich durchaus zur Durststrecke entwickeln kann. Webseiten werden ohne unser Zutun Monat für Monat, Jahr für Jahr größer. Hochauflösende Bilder und Videos als Hintergrund einer Internetseite, immer aufwändigere Grafiken und Schriftarten machen somit die Internetseiten von ihrem zu ladenden Umfang immer größer. Ohne dass wir etwas an unserem Surf-Verhalten ändern, wird unser Internet langsamer….

Auf der Internetseite des Landkreises ist zu lesen:

…. Zuwendungsbescheid in finaler Höhe über rd. 3,74 Mio. € erhalten. ……. Bis Ende 2020 / Anfang 2021 werden marktübliche Breitbanddienste flächendeckend im Kreisgebiet bereitgestellt. Für alle Haushalte werden zuverlässig Bandbreiten von mind. 50 Mbit/s im Download gewährleistet, wobei erhebliche neue Investitionen getätigt werden. Für ausgewählte unterversorgte Gewerbebetriebe, öffentliche Liegenschaften und weitere institutionelle Nachfrager, wird eine Versorgung mit mindestens 100 Mbit/s symmetrisch gewährleistet. Weiterhin werden förderfähige Bildungseinrichtungen im Kreisgebiet mit einem FttB/H-Anschluss versorgt.
(Quelle: https://www.rheingau-taunus.de/kreisentwicklung/breitbandausbau/breitbandausbau-foerderung.html)

… „marktübliche Breitbanddienste“, „ausgewählte unterversorgte Gewerbetreibende“ und „erhebliche neue Investitionen“. Das treibt mir den Schaum vor den Mund!
Warum ist denn z.B. 50 – 100 MBit marktüblich??
Weil es mit Kupferkabeln einfach nicht mehr schneller geht!
Aber, ist denn marktüblich auch langfristig gedacht und in Kürze noch marktgerecht?

Die BI Glasfaser für Hünstetten setzt sich nicht für ein Unternehmen, sondern für eine Technologie, echten Wettbewerb und nachhaltigen Einsatz von (Förder-)Geldern! Die DG plant den GF-Ausbau Komplett ohne Fördermittel. Wenn ein derartiges Angebot von der Telekom auf dem Tisch gelegen hätte, würde ich heute ein Plädoyer für den Glasfaserausbau durch die Telekom halten. Wenn es Unitymedia gewesen wäre, dann für UM.

Das Angebot liegt aber nun mal von der Deutschen Glasfaser vor.

Die BREKO, Dachorganisation für Breitbandkommunikation, der die meisten Netzbetreiber Deutschlands angehören, hat ihre Mitglieder befragt wie der Bedarf an Geschwindigkeit die letzten Jahre unter ihren Kunden war, wie er sich aktuell entwickelt und wohin der Bedarfstrend für 2025 zeigt. Diese Befragung hat jeweils in den Jahren 2017 und 2018 stattgefunden;
Die Essenz: Die BREKO-Mitgliedsunternehmen sagten 2017 einen Bedarf von 600Mbit für 2025 voraus, in 2018 trat keine Ernüchterung oder Korrektur nach unten ein. Das Gegenteil war der Fall! Der Bedarf wird seitens der BREKO aktuell bei 1.000Mbit für 2025 angesehen. Das ist in gerade mal 6 Jahren!
Sollten die Netzbetreiber und unsere Internetprovider (wie z.B. 1&1) recht behalten (die kennen uns und die Seitenbetreiber eigentlich recht gut), dann wären wir in nur 6 Jahren um Faktor 4 – 20 unterversorgt.

Deutschland verschläft die Zeichen der Zeit:
Derzeit sind nur ca. 3% der deutschen Haushalte mit Glasfaser ausgestattet. Länder wie Finnland, Schweden und Co. liegen bei rund 70%. Sogar Länder wie Spanien und Portugal sind mit rund 40% rund 20x besser abgedeckt als wir. Deutschland verliert gerade die Chance sich als (IT-)Wirtschaftsstandort zu behaupten. Andere Länder sind schon an uns vorbei gezogen. Wollen wir uns komplett abhängen lassen?

Verwundert es da, dass manche Mitbürger mit Kopfschütteln reagieren wenn sie auf andere Mitbürger treffen die an dieser Stelle argumentieren „Ich brauche das nicht“?

Jetzt haben wir noch die Chance nahezu zum 0-Tarif einen zukunftssicheren Kommunikationsanschluss zu erhalten.

Ich wähle bewusst das Wort „Kommunikationsanschluss“. Über diese Leitung geht nicht nur Internet und Telefon, sondern auch Fernsehen und allerlei andere Dienste sind möglich. Dienste die heute schon genutzt werden und Dienste die bald ebenfalls selbstverständlich sein werden. Wie z.B. die Telemedizin, die in naher Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird. Speziell für die In ihrer Mobilität eingeschränkten Mitbürger. Hier wird schon an der Einführung gewerkelt. Ich möchte gerne meinen Arzt klar und deutlich verstehen und sehen können, während in den Nachbarhäusern heruntergeladen und gestreamt wird!

Deshalb, auch wenn heute noch kein flächendeckender Bedarf erkennbar ist:
Wir sollten jetzt und nicht erst, wenn es zu spät ist, für unser Grundrecht an Kommunikation vorsorgen. Wenn eines der wichtigen Geräte in euren Haushalten seinem Ende zugeht, schaut ihr euch doch auch rechtzeitig nach einem Ersatz um. Warum nicht auch, wenn eure Kommunikation droht, schlechter zu werden?

Bis zum 18.05. haben wir noch diese einmalige Chance. Nutzen wir sie!

Besucht uns auf einem unserer Infoabende am 09. oder 14.05., lasst euch nicht durch Halbwissen vom Fortschritt abhängen. Wenn ihr euch dagegen entscheidet, dann tut das bitte gut informiert, damit Ihr in eurer Entscheidung sicher seid und euch nicht auf Nachbarn verlassen müsst, die ihre Entscheidungen eventuell aus Gründen getroffen haben, die auf euch nicht zutreffen und die-/derjenige euch auch nicht erläutert hat.

Es grüßt hoffnungsvoll
Kai Schreuder,
Gründungsmitglied der Bürgerinitiative Glasfaser für Hünstetten.